Veröffentlicht am 21.01.2022 von Henrik Jasek, Leiter ostjob.ch - Bildquelle: Getty Images
Der Wunsch nach Erfolg ist Menschen angeboren. Um ihre Ziele zu erreichen, müssen sie jedoch praktische Hindernisse und negative Glaubenssätze überwinden. Beharrungsvermögen und Willensstärke - die sogenannte Volition - entscheiden darüber, ob wir es schaffen, unsere Ziele zu erreichen. Wir erklären, was sich hinter dem Begriff der Volition verbirgt, was sie bewirkt und wie Sie Ihre Fähigkeit zu Volition trainieren.
Was ist Volition?
Der Begriff der Volition wurde durch die Psychologie entwickelt. Er beschreibt einen Selbststeuerungsprozess, der Menschen in die Lage versetzt, selbstgesteckte Ziele zu erreichen und ihre Absichten und Wünsche in die Praxis umzusetzen. Andere Bezeichnungen für Volition sind Umsetzungsstärke, Beharrlichkeit, Willenskraft, Durchhaltevermögen, Zielstrebigkeit oder Entschlossenheit. Der deutsche Psychologe Narziss Kaspar Ach beschrieb Volition bereits im Jahr 1910 nicht als die blosse Tatsache des Wollens, sondern als den Wirkungsgrad des Willens.
Volition ist im Beruf ebenso wie für die Realisierung privater Ziele von Bedeutung. Grundsätzlich liegen ihr beharrliche Anstrengung und ein hohes Aufmerksamkeitsniveau zugrunde. Hierdurch bilden Menschen den sprichwörtlichen "eisernen Willen" aus, um ihre Ziele zu verfolgen. Jemand, der dabei ist, seine Nikotinsucht zu überwinden, benötigt dafür in ebenso hohem Masse Volition wie ein Athlet, der fortlaufend seine körperliche und mentale Kondition verbessert, um Spitzenleistungen zu erzielen und damit Wettkämpfe zu gewinnen. Auch die kognitive Kontrolle von Impulsen wäre ohne Volition nicht möglich.
Warum ist Volition wichtiger als Intelligenz?
Psychologen, aber auch die Managementwissenschaften sind sich heute darüber einig, dass Volition bei der praktischen Umsetzung von Zielen einen höheren Stellenwert besitzt als Intelligenz. Der Unterschied liegt in der Umsetzungskompetenz, die mit Volition verbunden ist. Ein Mensch, der etwas wirklich will, wird seine Energie und seine Fähigkeiten dafür vollständig mobilisieren. Ebenso versetzt ihn seine Willensstärke in die Lage, dafür praktische und mentale Hindernisse zu überwinden.
Motivation und Volition - zwei unterschiedliche Dimensionen von Handlungsprozessen
Motivation und Volition sind eng verwandt, bezeichnen jedoch unterschiedliche Dimensionen und Phasen von Handlungsprozessen. Jede Handlung beginnt mit der Motivation dafür - ohne Motivation könnte somit auch keine Volition entstehen. Für die praktische Zielerreichung reicht wiederum Motivation nicht aus - hierfür ist Volition erforderlich. Ihre Entwicklung basiert auf zwei grundlegenden Stärken: der Motivation, ein Vorhaben praktisch zu realisieren und dem Durchhaltewillen eines Menschen, der ihn befähigt, dabei Hindernisse, Trägheit, Unlust und Ablenkungen zu überwinden.
Um Motivation und Volition voneinander abzugrenzen, haben die Motivationspsychologen Heinz H. Heckhausen und Peter M. Gollwitzer das sogenannte Rubikon-Modell entwickelt, das beliebige Handlungsprozesse in vier Phasen unterteilt:
- In der prädezisionalen Phase bewirkt Motivation, dass Menschen Ziele formulieren und sie im Hinblick auf die damit verbundenen Chancen und Risiken bewerten.
- In der präaktionalen Phase oder Planungsphase erfolgt der Übergang von Motivation zu Volition. Jetzt werden die Möglichkeiten einer effizienten Zielerreichung überprüft.
- In der aktionalen Phase wird Volition zur Durchführung der eigentlichen Handlung eingesetzt.
- In der postaktionalen Phase trägt Volition zur Bewertung des Gesamtprozesses bei. Hiermit ist ein Lernprozess verbunden, der Einfluss auf die Gestaltung künftiger vergleichbarer Handlungen besitzt. Hieraus ergeben sich für die Zukunft weitere Erfolgsfaktoren.
Volition trainieren - mit fünf Kernkompetenzen
Volition beruht im Wesentlichen auf fünf Kernkompetenzen, die Sie für nachhaltigen Erfolg trainieren können und auch sollten:
11. Fokussierung - Ausrichtung auf ein prioritäres Ziel auf der Basis eines eindeutigen Wertesystems.
12. Mentale Stärke - Vertrauen in das eigene Leistungsvermögen, Resilienz.
13. Selbstvertrauen - Korrektur falscher Selbstbilder und Glaubensätze, um Ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.
14. Selbstdisziplin - Fleiss, Selbstdisziplin und die Entwicklung eines entsprechenden Mindsets.
15. Problemlösungskompetenz - die Fähigkeit, situationsabhängig alternative Lösungswege zu entwickeln.
WEGE, SMART und WOOP - Methoden und Strategien zur effektiven Zielerreichung
Um Ihre Ziele in die Praxis umzusetzen, leisten Ihnen verschiedene Methoden und Strategien Hilfestellung. Drei etablierte Konzepte skizzieren wir an dieser Stelle.
Die WEGE-Methode hilft Ihnen dabei, Ihre Volition zu stärken:W Wirklich wollen - hinterfragen Sie Ihre Motivation zur Zielerreichung.
E Einfach halten - planen Sie konkret, simpel und in möglichst grossen Dimensionen.
G Ganz verschreiben - entwickeln Sie Leidenschaft für Ihre Ziele.
E Eins nach dem anderen - fokussieren Sie sich jeweils auf EIN Ziel.
Mit der SMART-Methode überprüfen und strukturieren Sie ihre Ziele. Sinnvolle Ziele sollten die folgenden fünf Anforderungen erfüllen:
S Spezifisch
M Messbar
A Attraktiv
R Realistisch
T Terminiert.
Die WOOP-Strategie ist eine Modifikation der SMART-Methode. Dabei konzentrieren Sie sich auf Ihre Handlungsmotivation, die positiven Konsequenzen Ihrer Zielerreichung, mögliche Hindernisse und Strategien, um diese Hindernisse zu überwinden - optimal ist, wenn Sie die folgenden vier Schritte nicht nur reflektieren, sondern auch in eingängige Visualisierungen übertragen:
W Wish - Liegt Ihrem Ziel ein Herzenswunsch zugrunde?
O Outcome - In welchem Mass macht das Ergebnis Ihr Leben oder das Leben anderer besser?
O Obstacle - Welche Hindernisse müssen Sie dafür überwinden?
P Plan - Planen Sie die Überwindung von Hindernissen und Barrieren.
Gut ist, wenn Sie sich hochgesteckte Ziele setzen - Ihre Welt und Ihre persönlichen Fähigkeiten werden hierdurch wachsen.